Wissenswertes
Sicherung natürlicher Lebensmittel
(Bingenheim, November 2025) Pflanzenzüchter:innen, Saatgutvermehrer:innen und die Bingenheimer Saatgut AG kamen im November zum jährlichen Initiativkreis-Wintertreffen zusammen. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass ökologische Züchtung und Saatguterzeugung künftig eine noch wichtigere Rolle in der Lebensmittelversorgung ohne Gentechnik spielen werden.
Während in Brüssel die Verhandlungen voranschreiten, um den Einsatz der neuen Gentechniken im Pflanzenbau weitgehend ohne Risikoprüfung, Kennzeichnung und Auflagen zu ermöglichen, beraten ökologisch wirtschaftende Betriebe, wie sie sich künftig aufstellen, um natürliche Alternativen zu sichern. Zentrale Herausforderung wird sein, eine wachsende Nachfrage nach sicheren Produkten ohne Gentechnik bedienen zu können - durch ökologische Züchtung, Saatgutvermehrung und Anbau. Die Bingenheimer Saatgut AG präsentierte hierzu konkrete Pläne, ihre Kapazitäten weiter auszubauen.
Auch die Ökozüchtung sorgt für ein wachsendes Angebot. Hier wird, anders als in laborbasierten Verfahren, unter ökologischen Realbedingungen auf dem Feld gearbeitet, um anpassungsfähige Sorten zu entwickeln, die zuverlässig im Anbau funktionieren. Als Beispiel stellte Kultursaat-Züchter Florian Jordan das Projekt AlResiTom vor, in dem Züchter:innen des Vereins Kultursaat gemeinsam mit dem Julius Kühn-Institut an verschiedenen Standorten in Deutschland und Österreich an Strategien zur Widerstandsfähigkeit gegen Blattkrankheiten in der ökologischen Tomatenzüchtung arbeiten.
Einen intensiven Austausch gab es zu verschiedenen Aspekten der Zusammenarbeit im Initiativkreis. Ein thematischer Schwerpunkt lag auf der nachhaltigen Betriebsführung zum Erhalt von Ökosystemen und Gemeingütern. Dazu war Christian Hiß, Geschäftsführer der Regionalwert Leistungen GmbH in Eichstetten, eingeladen. Er betonte, dass für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und Versorgung die Gemeinwohlleistungen der Betriebe ausreichend bezahlt werden müssen. Grundlage jeder Honorierung muss eine Rechnung sein, welche die Leistungen transparent macht und die betriebliche Praxis widerspiegelt. Diskutiert wurden dazu zentrale Fragen zur Wertbestimmung der Züchtung, Saatgutvermehrung und des Anbaus samenfester Sorten für das Gemeinwohl. Es wurde beschlossen, diese Themen und das Model der Leistungsrechnung weiter zu verfolgen.
Wie immer fand im Rahmen des Initiativkreis-Wintertreffens die Hauptversammlung der Bingenheimer Saatgut AG und die Mitgliederversammlung von Kultursaat e. V. statt. Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren, brachte als Gastrednerin ihre Wertschätzung für die Arbeit des Netzwerks zum Ausdruck. Sie betonte die Bedeutung der unabhängigen, ökologischen Saatgutarbeit: „Saatgut ist die Grundlage des zutiefst demokratischen Aktes, Essen für alle verfügbar zu machen“.
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