MESSAGE OF SOLIDARITY WITH URGENCI MEMBERS AROUND THE WORLD
17.3.2020
Dear Urgenci members and friends,
The Covid19 virus is spreading fast at global level, and affecting all our lives, more in some countries than others.
This pandemic leads us to a certain number of collective reflections not just on our food systems, but also on the global political and economic system.
While the nature of the virus is not serious for many, it does need to be identified and precautionary measures taken to protect the more vulnerable. This may seem easy and have fewer consequences in those countries where universal healthcare and welfare systems exist. In those countries where it does not, it means that many people do not have the means to consult their doctor, which is a factor that will continue to contribute to the spread of the virus. Nor do all people have the means to undergo the necessary hospital care that can ensue. And closing down schools in some countries can also deprive children of the only meal they have in the day…
Furthermore, many people in areas where lock-down measures are being imposed cannot afford to pay for their food or other vital items such as rent. This kind of lock-down most affects self-employed or zero hour contract workers, as well as all forms of precarious work.
We believe that universal healthcare is a fundamental right, as is the right to food and nutrition, and furthermore feel that some form of Universal Basic Income and guaranteed minimum living wage would go a long way to alleviating the current situation, as would statutory sick leave pay.
At the same time, in many countries there have been very severe climate incidents that have also affected our producers: in the French Basque Country, many lost hoop-houses. In parts of the UK there has been severe flooding, just to name a few. In China, we know how over-stretched our CSA farmers have been, with the huge demand for the healthy food they grow at a time of partial lockdown of the country.
One of the key aspects of Community Supported Agriculture is solidarity: solidarity between eaters and producers; solidarity between eaters, and solidarity among all members of a CSA, whatever the cause.
In these trying times more than ever, we need to act in accordance with our values and charters and care for each other like never before. We stand in solidarity with all our members and beyond and hope you and yours stay safe, and that the right to food and healthcare as well as all your other human rights are protected, and that this coronavirus crisis will help us to care for one another and stand together to jointly protect our environment, our land, our seeds and our water as well as our health.
This is why Urgenci already took on the 12th of March the decision to postpone all face-to-face international meetings until we are certain that we will not endanger our participants’ health.
Judith Hitchman, on behalf of the International Committee of URGENCI
CSA beyond borders
Bericht vom 7. internationalen CSA Symposium 7.-11.11.18 in Thessaloniki
zeitgleich mit dem 4. europäischen Netzwerktreffen für Community Supported Agriculture und dem 2. Treffen des Trainingsprogramms von „Voices for CSA!“
Unter dem Titel „Community Supported Agriculture beyond borders!“ lud Urgenci, das internationale Netzwerk für Community Supported Agriculture nach Thessaloniki ein.
Menschen aus über 40 Ländern folgten dieser Einladung. Darunter waren GärtnerInnen, KonsumentInnen, FischerInnen, HirtInnen, KünstlerInnen, BäuerInnen und WissenschaftlerInnen. Und auch eine Delegation des deutschen SoLawi- Netzwerks und Mitarbeiter des Agronauten e.V. aus Freiburg. Der Ort des Treffens war vor dem Hintergrund der ökonomischen und sozialen Krise in Griechenland, die das Land nunmehr seit fast 10 Jahren prägt, gewählt worden. Der Aufbau von solidarischen Partnerschaften zwischen ErzeugerInnen und AbnehmerInnen von landwirtschaftlichen Produkten, und somit auch das Solawi-Konzept, sollte so als Teil einer Lösung für diese Krise in die öffentliche Debatte gebracht werden.
Unterstützt und überhaupt in dieser Art erst möglich gemacht wurde das Treffen von freiwilligen, professionellen ÜbersetzerInnen, die die Redebeiträge in bis zu 6 Sprachen übertrugen. Ein Team von TechnikerInnen des COATI Kollektivs aus Barcelona kümmerte sich um die nötige Technik
Am Donnerstag gab es die Möglichkeit an einer Exkursion ins Hinterland von Thessaloniki teilzunehmen. Zwei weitere Gruppen besuchten Urban Gardening Projekte in der Stadt, sowie ein Widerstandsprojekt gegen eine Goldmine im Umland (Chalkidiki). Teil unserer Exkursion war die Besichtigung eines Schaf- und Ziegenhofes. Dort wird, neben Lammfleisch, hauptsächlich Rohmilchkäse hergestellt. Dies ist aber in Griechenland laut Gesetz verboten. Dabei wurden die weltweit ähnlichen Kämpfe kleinbäuerlicher, traditioneller Betriebe deutlich. Der zweite Besuch handelte von einer Organisation namens Omnes. Sie arbeitet mit Geflüchteten an der Entwicklung und Stärkung ihrer Region, die durch Abwanderung und rechter Stimmung geprägt ist. Ein Vorhaben ist der Versuch die ansässigen BaumwolllandwirtInnen in eine regionale Landwirtschaft und Wertschöpfungsketten einzugliedern und die noch vorhandenen Produktionsstätten für die Weiterverarbeitung wieder zu beleben.
In der Auftaktveranstaltung zum Symposium am Freitag wurden zunächst alle TeilnehmerInnen als Hoffnungsträger für den öko-sozialen Wandel in ihren jeweiligen Ländern begrüßt. Ein schöner Moment und ein starkes Gefühl: Mit so vielen Menschen und an so vielen verschiedenen Orten in der Welt über eine gemeinsame Vision für eine bessere Welt verbunden zu sein.
Das Programm sah im Anschluss sieben Themenrblöcke vor, zu denen in verschiedenen Workshop-Formaten gearbeitet werden konnte (siehe Programmheft). Für die TeilnehmerInnen des „Voices for CSA“- Programms war der „Advocacy Track“ mit drei Workshops vorgesehen. Inhaltlich ging es dabei um die Bedeutung von internationalen Institutionen und Prozessen für die nationalen CSA-Netzwerke. Als Beispiel wurde dabei die Erarbeitung von Richtlinien im Komitee für Ernährungssouveränität der FAO angeführt. Hier wird derzeit über Agrarökologie als international akzeptiertes Alternativmodell zur industriellen Landwirtschaft verhandelt. Durch die Interessenvertretung und die aktive Mitarbeit von Urgenci ist ein Verweis auf solidarische Ökonomiekonzepte (wie dem Solawi-Konzept) in dem entsprechenden Grundlagenpapier vorgesehen. Innerhalb des Themenblocks „Experience sharing“ fand auch ein Treffen zum neu angelaufenen Dynaversity Projekt statt. In dem Projekt, an dem das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft über Urgenci Drittpartner ist, wird erforscht inwieweit CSAs/Solawis in verschiedenen Ländern zur Erhaltung von Biodiversität beitragen, um mit Hilfe von Beispielen von "good practices" Ideen für Zusammenarbeit zu diesem Thema zu entwickeln.
Der Freitag schloss mit einem sehr amüsanten internationalen CSA- Kurzfilm-Festival. Am Samstag wurde die Arbeit zu den Workshop-Themen fortgesetzt.
Die VertreterInnen des SoLawi-Netzwerks trugen an viele Stellen auch zum Programm bei. U.a. moderiete Peter den „farmers to farmers“- Austausch, Johannes die „Self-organized“-Themenreihe und stellte dabei "Online tools" für Solawis vor (slides.solidbase.info; allmende.io). Jon gab einen Workshop zum Thema „Mapping“. Das SoLawi-Netzwerk wurde in der Themenreihe „Network -building“ vorgestellt und es gab zwei Präsentationen von Stephanie zu „Training for CSA“ und „Social Justice“.
In der „activist time“ pflanzten wir Blumen und legten ein Kräuterbeet auf dem trostlosen Schulgelände an, das neben dem Rathaus von Thessaloniki einige unserer Workshops beherbergte, um uns für die Nutzung des Gebäudes zu bedanken. In den Pausen, während der Ausflüge, auf dem Weg zwischen Hostel und dem Veranstaltungsort, beim Frühstück und abends in der Kneipe war Zeit für persönliches Netzwerken. Menschen wiedersehen und neue Kontakte knüpfen, Gesichter und Geschichten hinter den Namen und Aufgabenbereichen kennenlernen kann die eigene Arbeit und die Identifikation mit und den Zusammenhalt in der Bewegungen oder mit Netzwerken wie Urgenci stärken.
Der Sonntag war der Generalversammlung von Urgenci gewidmet. 19 Mitglieds-Organisationen von allen 5 Kontinenten waren vertreten. Mit Empfehlungen aus den Diskussionen der vorangegangenen Tage wurde eine Aktionsplan für das nächste Jahr erstellt und darüber abgestimmt mit welchen Aufgaben sich Urgenci vordringlich in den kommenden Jahren widmen soll. Der Jahresbericht und der Finanzhaushalt wurden zuvor vorgestellt und beschlossen. Bei der Diskussion um den Antrag auf Änderung der Mitgliedsbeiträge wurde deutlich, wie unterschiedlich die einzelnen nationalen Organisationen aufgestellt sind. Nur wenige verfügen über eine Finanzierung über Mitgliedsbeiträge, obwohl sie zum Teil hunderte bzw. tausende CSAs in ihren Ländern vertreten. In Anderen Ländern gibt es erst sehr wenige CSAs, die noch nicht in der Lage sind Beiträge zu bezahlen. Am Schluss einiget man sich auf eine Art „Bieterrunden“ – Methode und darauf den bisher geltenden Mindestbeitrag von 100 € bei zu behalten. Bisher haben sich die zwei Angestellten von Urgenci fast nur über Fördermitteln finanziert, was die Handlungsfreiheit einschränkt und mit Unsicherheiten verbunden ist.
Zum Abschluss wählten die Mitglieder ein neues internationales Komitee aus 10 Personen, das die Aufgaben von Urgenci koordinieren wird.. Judith Hitchmann wurde als Präsidentin bestätigt und Veikko Heintz von Solawi- Netzwerk ist einer der beiden Vertreter für Westeuropa. Wir werden also in Zukunft noch mehr von Urgenci erfahren und uns mit unseren „MitstreiterIinnen“ auf der ganzen Welt verbinden! CSA beyond borders!
Grundtvig Projekte
Learning Towards Solidarity-based Food Systems
Momentan (2013 – 2015) beteiligt sich das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft an einem zweiten Grundtvigprojekt mit dem Titel „Learning Towards Solidarity-based Food Systems“ (hier werden im Laufe des Projekts die entsprechenden Erfahrungsberichte zu lesen sein). Initiatorin war dieses Mal die in Prag ansässige Organisation Pro-Bio Liga.
Ebenfalls beteiligt an diesem Projekt sind Partnerorganisationen in Ungarn, Tschechien, Schweden, Italien, Polen und Kroatien. Ziel dieses Projektes ist es, die Verbreitung der SoLawi/CSA europaweit voranzutreiben, indem sogenannte Multiplikator*innen für die Begleitung und moralische wie fachliche Unterstützung neu entstehender Projekte im eigenen Land geschult werden. Zu dieser Schulung gehören selbstverständlich das Wissen um und die Auseinandersetzung mit den diversen CSA-Ansätzen in anderen europäischen Ländern.
Erfahrungsberichte Learning Towards Solidarity-based Food Systems
Budapest, Ungarn, Mai 2014
Bericht vom Grundtvig-Treffen in Ungarn, 22.-25.5.2014 von Sara
Mittwochabend, 21.5.14 Proviant kaufen und feststellen, daß der Zug Verspätung hat. Steige in Kassel zu, Annika fährt schon eine Weile. Durch die Verspätung schrumpft die Umsteigezeit gegen Null, aber der Nachtzug wartet.
In einer winzigen Schlafkabine (sieht ein bißchen aus wie die menschlichen Akkuzellen bei Matrix), geht’s nach Budapest.
Bei bestem Wetter nutzen wir die noch verbleibende Zeit bis zum Treffen mit den anderen Teilnehmern für einen Besuch in einer der Thermen. Ein altes, prunkvolles quietschgelbes Gebäude mit vielen kleinen Pools in allen möglichen Temperaturen und mit verschiedensten Gerüchen, von schwefelig bis fast neutral, außerdem verschiedene Saunas und Außenbecken mit voll belagerten Schachbrettern im Wasser. Sehr nett!
Zu Fuß durchs sonnige Budapest zum Treffpunkt am Bahnhof. Seit geraumer Zeit sorge ich mich darum ob ich das überhaupt schaffe, ein ganzes Wochenende nur Englisch sprechen und hören. With only my poor school-english vocabulary. Mal sehen. Meet the other participants. Italians, Swedes, Kroatians, the Hungarian Gastgeberin. Polish and Czech Teilnehmer werden am nächsten Morgen anreisen. We take the train ins Dörfchen Vac, wo unsere Unterkunft mit Seminarraum ist.
Abends dinner in einem hungarian restaurant, not einfach für Veganer und Vegetarier, aber machbar.
Eine erste Gelegenheit to get to know the others.
Am nächsten Tag, Freitag, fangen wir nach dem breakfast mit einer Vorstellungsrunde an. Really interesting, urban gardening, CSA, Einkaufsgemeinschaften, some have Fotos mitgebracht. It takes a lot of concentration, but is not as hard to follow in englisch as ich dachte. Jemand fragt was demeter ist (Annika arbeitet auf einem Demetergärtnerhof). Difficult to explain, zumindest wenn man sich vorher über die dazu nötigen Worte keine Gedanken gemacht hat. Geht aber somehow.
Schade, die Vorstellungsrunde could have been longer, es scheint, das alle gerne more time for explaining, asking and listening gehabt hätten. But this personal exchange goes on during the whole days, während breakfast, Mittagessen, dinner, all the time. Great!
Then we hear about two Hungarian projekts. Both mehr consumers buying groups als Solawi. By the way, der Titel des Austausches ist “Learning towards solidary based food systems”. Also nicht nur Solawi, but more or less similar to the CSA concept. Which is, as we recognize during these days, ein bißchen anders in every country (interesting, but nicht wirklich erstaunlich, weil ja schon die einzelnen Höfe in Deutschland zum Teil sehr verschieden sind). After Mittagessen we test different working methods, „thinking for change“ and „why why why“ for Problemlösungsfindung in kleinen working groups. A good possibility to learn more about the other persons projects. Again, like with the demeter thing, not easy to put all thoughts into english. But that’s ok, as everyone has, auf verschiendene Art, the same problem and everyone helps each other, with solving CSA related Problems and with the language as well.
Abends wieder zum Bahnhof to go to Budapest for dinner. Wir besuchen Szatyorbolt, a regional food store, where we have a really tasty dinner, much time to talk and some wine with lavender syrup.
The next day we take a ferry over the Donau and go to visit two CSA farms. On the first one we do some work together with the farmer, Fenchel hacken und jäten. Während this, beim Rundgang über die Flächen und during lunch the farmer tells about his CSA. Lots of the hungarian CSAfarms are inspired by the visit of some AMAP people (french CSA) some years ago. Makes me neugierig to get to know some french AMAPs. But I'm getting just as curious about the other countries CSAs as well.
The second farm we visite is much smaller (1 ha, the other one has about 5 ha), more like a garden than a field and really paradiselike. A place where you can directly feel like home. After having some self made pizza with the neighbours goatcheese and fresh spinach, and after listening to a spontaneously (during the ride from the one to the other farm) invented vegetable and birthday song, the gardeners guide us through the garden.
Beeing luckily in the folie tunnel, it starts to rain. The rain becomes more heavy. Turning into hail. Salads are damaged, a lot of vegetable leafs have holes from the hailcorns, and the gardeners are looking as damaged as the plants. Fotunately there are also a lot of plants that survive the weather.
After the sun comes out again, we help to peel sweet peas. A very communicative work. I am really impressed by the old lady, living alone in the house in the garden (but most of the work is of course done by the gardeners and by the old ladys daughter). She is 81, interested in everything, speaks very good english and I guess she's most of all the good soul of this place.
In the evening we have pizza again, this time at a sports bar (it’s champions league, but don’t ask me who is playing).
I'm afraid the next day is already the day of depature. We have a short final talking round. Everyone has to find three Schlagworte to describe the days we spend together. To energize, diversity and Blaha (a metro stations name, the groups funny word, don't ask).
Of course we decide to keep in touch to each other, with the help of a blog. I took a lot of pictures that I will share, we want to exchange links to our projects, whatever,....
Some of us still have some time, we go to the Szimpla, a ruin pub (in an leerstehend house) where at this day a farmers market happens to take place, we visit an urban garden project and have another delicious meal in Budapest.
Than into the train cell again, back to rainy germany.
It was not half as difficult as I imagined that it would be, to get along with my dust covered school english. It was even fun as you may have noticed. :-)
What a great time with great people, great places, war einfach richtig schön, inspirierend, spannend, energiegebend. Auch anstrengend und nun habe ich erstmal viel zu verdauen, einen Riesenhaufen Fotos zu bearbeiten und einiges an Schlaf nachzuholen.
So, sleep well, take care and see you!
Sara
Prag, Tschechien, Juni 2014
'Learning towards solidarity based Foodsystems',
Experience – Sharing Workshop in Prag, Tschechien, 12. - 15. Juni 2014
von Lisa und Katharina
Mitte Juni diesen Jahres fand in Prag und Umgebung der zweite Workshop des Grundtvig Projektes statt. Jeweils 2 – 4 Teilnehmende aus Ungarn, Italien, Kroatien, Schweden, Polen, Deutschland reisten nach Prag um sich drei Tage lang über solidarische Landwirtschaft und weitere Konzepten auszutauschen, Erfahrungen zu teilen und über Zusammenarbeit auf europäischer Ebene zu beraten.
Die Gastgeber*innen aus Tschechien hatten ein vielfältiges Programm vorbereitet, dabei wurde immer wieder Raum geschaffen für den persönlichen Austausch und es gab die Möglichkeit gegenseitig von unseren Erfahrungen zu lernen. Nach dem Besuch eines Gemeinschaftsgartenprojektes am ersten Tag, stand am Freitag ein Mitarbeitstag in der CSA 'Kompot' in der Nähe von Prag auf dem Programm. Dort gab es die Möglichkeit an der wöchentlichen Ernte für die ca. 40 Mitglieder teilzunehmen, sowie in Austausch mit Mitgliedern zu treten und etwas über die Bienenhaltung in dieser CSA zu erfahren. Hauptthemen an diesem Tag waren die Organisation, Kommunikation unter den Mitgliedern, Finanzierung einer CSA und Mitarbeitsformen von Mitgliedern.
Die CSA Kompot besteht seit 2012 und ist gemeinsam von Mitgliedern und Gärtner*innen initiiert worden. Freitagabend und Samstag haben wir in einem Ökozentrum nicht weit von Prag verbracht. Dort wurde gemeinsam gekocht u.a Gnoccis, am Feuer gesessen, ein Open Space veranstaltet. Dabei haben wir uns in vielfältigster Form ausgetauscht und inspiriert.
Obwohl die Lebenssituationen und Erfahrungen mit CSA in allen Ländern sehr unterschiedlich sind, gab es viele Gemeinsamkeiten, mit denen wir uns beschäftigt haben. Ein großes Thema in der Gruppe, waren niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft und inwieweit solidarische Landwirtschaft oder andere „solidarity – based – foodsystems“ Chancen bieten diese zu verbessern. Das Potential wurde von den Teilnehmenden aus den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich eingeschätzt – was vermutlich auch mit den bisher gemachten eigenen Erfahrungen in Zusammenhang steht! (in Kroatien z.B. verdienen die Menschen, die den Buyersclub organisieren und Gemüse anbauen ihr Geld mit einem Job, dem sie im Winter nachgehen, bei der CSA „Kompot“bei Prag verdienen die Gärtner*innen ein drei mal höheres Gehalt als in der Branche normalerweise üblich ist, weil es darüber unter den Mitgliedern eine bewusste Auseinandersetzung gibt)
In Italien und Kroatien finden Konsumenten – Produzenten Verknüpfung durch eine Art Foodcoop/ Buyers Club Anwendung, sie sind in sogenannten GAPs organisiert.Aber es besteht auch dort der Wunsch ganz nach CSA-Prinzipien zu arbeiten. Doch es gibt noch große Hürden: der Wunsch (oder auch die Notwendigkeit) möglichst billige Nahrungsmittel zu bekommen, großes Stadt-Land Unterschiede (Wissen über Saisionalität, hohe Anspruchshaltung den Produkten gegenüber, sowie wenig Wertschätzung den Produzent*innen gegenüber) und Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Produzent*innen und Konsument*innen, sowie allgemeine Unwissenheit über Anbauverfahren und Lebensmittelanbau. All diese Themen wurden auch als Schwierigkeit von den Ländern benannt, in denen es bereits CSA-Höfe gibt. In Ungarn gibt es ca. 10, in Schweden ca. 3, in Polen ca. 4, in Tschechien ca. 30 und in Deutschland ca. 50 Höfe, die eine Unterstützergemeinschaft haben und diese mit Lebensmitteln beliefern. Für alle waren eine unklare Rechtliche Lage ein Thema , sowie die Frage nach der Möglichkeit und Notwendigkeit der Beteiligung von Mitgliedern in der Organisation und bei der praktischen Arbeit auf dem Hof. Auch war immer wieder zu hören und zu spüren, dass die Wertschätzung der Menschen die Lebensmittel produzieren, also die Landwirt*innen, in der Gesellschaft als nicht sehr hoch, empfunden wird (Anspruchshaltung, Lohn, Absicherung im Alter, Krankheit, Ansehen des Berufes) und es bestand der allgemeine Wunsch und die Notwendigkeit nach einer Verbesserung dieser Situation.
Eine intensive Diskussion während des Open Space wurde um die Frage nach einer Definition von CSA geführt, es bestand das Bedürfnis die Besonderheiten von solidarischer Landwirtschaft in Abgrenzung zu Gemeinschaftsgärten herauszustellen.
Für die Teilnehmenden aus Polen, einem Land in dem erst seit kurzem wenige CSA – Projekte bestehen, war die Frage , wie ein erster Kontakt zu der unbekannten Spezies Landwirt*innen mit Menschen aus der Stadt entstehen kann, wichtig. Über die Chancen und die Notwendigkeit eines europäisches CSA-Netzwerkes wurde gesprochen, nur leider war zu diesem Zeitpunkt schon etwas die Luft raus und wir haben uns in einer heißen Diskussion über Länderübergreifende CSA-Modelle verloren, (z.B. Olivenanbau nach dem CSA-Modell) welche wir gerne fortsetzen würden.
Alles in allem war es ein sehr lebendiger, inspirierender und Horizont erweiternder Austausch. Wir haben viel gelacht und der Spaß kam nicht zu kurz!Hier sei auch noch mal auf die tolle und liebevolle gesamt Organisation des Learning towards solidarity based Foodsystems'-Projektes hingewiesen! Vielen Dank dafür!!!Wir sind sehr froh, das wir dabei sein durften und freuen uns schon auf das ein oder andere Wiedersehen!!!
Pula, Kroatien, Juli 2014
Bericht | Grundtvig-Workshop | Pula/Kroatien | 17.-20.07.2014 |„Learning towards solidary-based food systems“
Samuel und Sara entsandt vom deutschen Projektpartner „Solidarische Landwirtschaft e.V.“
In Pula auf der schönen Halbinsel Istrien in Kroatien, fand vom 17.-20.07.2014 das zweite europäische Vernetzungs- und Austauschtreffen des Projektes „Learning towards solidary-based food systems“ statt das von der Europäischen Kommission durch das Förderprogramm Grundtvig – Erwachsenenbildung für lebenslanges Lernen gefördert wurde.Gastgeber war die kroatische Transitiontown-Intitiative in Pula und ein daran angeschlossenes lokales CSA-Projekt.
Teilgenommen haben ca. 20 engagierte Menschen aus Deutschland, Kroatien, Polen, Ungarn, Tschechien, Italien und Schweden.Angereist sind ich und Sara gemeinsam mit dem Nachtbus von München nach Pula (für große Menschen mit langen Beinen nicht zu empfehlen ;) Untergebracht waren wir in einem kleinen Hotel mit Ausblick auf die bunt beleuchteten Kräne des Hafens, auf die die Anwohner sehr stolz sind. ;)
Am Freitag den 17.07.2014 trafen nach und nach alle Projektpartner in einem Cafe in der kleinen romantischen Altstadt von Pula ein. Dort wurden schon erste Kontakte und Bekanntschaften geschlossen. Einige von den Angereisten kannten sich auch bereits schon von dem Workshop in Ungarn oder dem Vorgängerprojekt „CSA for Europe“. Danach wurden die Bekanntschaften in einer Pizzeria zum Abendtisch vertieft.
Am Samstag unternahmen wir eine Tagesexkursion zu zwei verschiedenen Höfen. Die erste Farm lag in der Küstengegend nähe der Stadt Pula, Auf knapp 8 ha Land werden dort von einem Ehepaar Heilpflanzen und Oliven angebaut aus denen Teemischungen, ätherische Öle, Olivenöl, Salben und Cremes hergestellt werden. Wir bekamen eine lange Führung über die Felder und konnten alles probieren. Der nette Herr erzählte uns die langjährige Entwicklungsgeschichte des Hofes und wie er dazu gekommen war sich auf lokale Heilpflanzen zu spezialisieren. Verkauft werden die Produkte auf regionalen Märkten, in Schulen und an Abnehmergruppen, den sogenannten „CSA-groups“ in drei verschiedenen Städten.
Unterwegs zum zweiten Hof machten wir Halt bei einem Straßenverkaufsstand der von regionalen Biobauern (von denen es in Istrien sehr wenige gibt) frische Produkte verkaufte und erwarben dort riesengroße Wassermelonen für den Nachtisch. Die leckerste Wassermelone die ich je gegessen habe. Das zweite landwirtschaftliche Projekt lag etwas weiter entfernt. Wir fuhren sehr lange durch abgelegene staubige Straßen vorbei an Olivenplantagen und wildem Dickicht in die Berge.
Auf einer Anhöhe mit Blick auf die wilde Natur und das weiter entfernte Meer erstreckte sich ein Paradiesgarten. Wir wurden von einer Familie herzlich aufgenommen. Unter einem ökologisch gebauten Haus mit einer großen überdachten Terasse bekamen wir ein mehrgängiges veganes Menü vom feinsten aufgetischt. Alles aus dem eigenen Garten. Wärend des Essens vertieften sich die Gespräche der Teilnehmenden und es wurde sich viel über die jeweiligen CSA-Initiativen und anderen interessanten Projekten aus den verschiedenen Ländern ausgetauscht. Danach bekamen wir eine Fürung über das Gelände. Auf 1,5 ha Garten wird Gemüse und Obst für 28 Familien angebaut. Diese kommen wöchentlich zum helfen und ernten und kaufen das Gemüse günstig vom Garten ab. Neben dem CSA-Betrieb wird gerade an mehreren Wohneinheiten gebaut. Verwendet werden nur regionale und recyclete Ressourcen und Baumaterialien. Entstehen soll ein Camping für VegetarierInnen und VeganerInnen, da für diese Zielgruppe es kaum Angebote in Istrien gibt und auf diese meist von der lokalen kulinarischen Küche keine Rücksicht genommen wird. Ausklingen ließen wir den Tag im Nationalpark auf der Halbinsel „Premantura“, dem südlichsten Punkt Istriens, bei einem wunderschönen Sonnenuntergang am Meer an der spielerisch gestalteten „Safari Bar“,
Am dritten Tag besichtigten wir den CSA-Garten der von unseren Gastgebern betrieben wird.Dabei handelt es sich um ein 1,5 ha großen Fläche umgeben von konventioneller Landwirtschaft am Rande der Stadt Pula. Angebaut wird hauptsächlich von zwei Menschen, die sich ihre landwirtschaftlichen Kenntnisse selbst beigebracht haben. Versorgt werden ca 30-40 Haushalte. Die Beteiligung und gemeinschaftliche Partizipation der „Buyers“, wie dort die Abnehmergemeinschaften genannt werden ist leider sehr gering und häufig kommt es vor dass Menschen einfach während der Saison abspringen, da ihre Oma gerade einen reichlichen Garten hat. Geliefert wird in zwei verschiedene Städte einmal wöchentlich. Ebenso wird auf einem Markt verkauft. Leben können die Hobbygärtner nicht davon und finanzieren sich noch über weitere Jobs wie zb Websitegestaltung.
Die Zweite Farm die wir an diesem Tag besichtigten lag ca. 150km von Pula entfernt in den Bergen im Norden Istriens. Nach einer langen serpentinenreichen Fahrt dort angekommen, wurden wir mit Livemusik und einem leckerem Buffet mit selbstgemachten Spezialitäten begrüßt. Auf dem Hof liefen überall Schweine, Gänse, Hühner, Pferde, Katzen und Hunde frei herum. Wir bekamen eine Führung von der Frau die dieses Grundstück vor 4 Jahren erwarb und dort gemeinsam mit anderen alles neu baute. Es gab auch alte Rinderrassen. Das Herzstück des Projektes war der neugebaute Stall mit seiner intensiven Ziegenhaltung. In der Halle werden ca 90 Ziegen zur Produktion von Milch, Hartkäse, Ricottakäse und Joghurt gehalten. Täglich wird frisch gemolken und verarbeitet und einmal wöchentlich in vielen kleinen Plastikpackungen in die Abholstationen der „Buyers/Consuments“ der CSA in zwei verschiedenen Städten geliefert.
Beschwert wurde sich auch über die oft mangelnde Beteiligung der Buyers am Hof.
Bemerkenswert war der bewusste und offene Umgang mit dem Thema Tod und Schlachtungen, die mit der Produktion von Milchprodukten immer verbunden ist, da junge männliche Tiere sofort getötet werden müssen. Das Thema Schlachten hat einen hohen Stellenwert auf dem Hof und wird ausschliesslich persönlich von den Betreuern durchgeführt und von den Kunden hoch geschätzt. Das Fleisch wird ebenfalls in den Buyer-groups vermarktet. Nach einer Käseverköstigung ging es dann in den inhaltlichen Programmteil des Tages. In drei Gruppen und Thementischen aufgeteilt, beschäftigten sich die TeilnehmerInnen mit dem Leitthema „Challanges in CSAs“. Gearbeitet wurde mit der Methode Worldcafe.
Teilgenommen haben die TeilnehmerInnen des Grundtvig-Workshops und mehrere Menschen aus dem Umfeld des Milchbetriebes. Der Austausch war sehr interessant und gab sehr tiefen Einblick in die verschiedenseitigen Entwicklungen als auch Problematiken von CSAs in den verschiedenen Ländern. Aufgefallen ist mir hierbei vorallem, wie sehr weit entwickelt wir in Deutschland mit CSA-Betrieben sind. Vorallem mit Organisationsstrukturen und -modellen sind wir vielen Ländern weit voraus. Nachdem ich ein paar Beispiele von deutschen Solawis präsentiert und mit in das Worldcafe eingebracht habe, wollten alle mehr davon erfahren und wissen wie sich das bei uns in Deutschland entwickelt hat und wollten beraten werden, wie sie ihre Projekte so gestalten können, dass sie auch irgendwann funktionierende Solawis haben können. Was die Grenzen meiner Kapazitäten und Kompetenzen jedoch schnell überstieg.
Was mir auch sehr aufgefallen ist, ist wie unterschiedlich der Begriff „CSA“ definiert wird. In den meisten Ländern, auch in Kroatien, wird vorallem darunter das verstanden, was wir in Deutschland unter Foodcoop, Abokiste, Direktvermarktung, Gemeinschaftsgarten oder Gartenparzellenmieten kennen. Eine richtig funktionierende Versorgungsgemeinschaft indem alle gemeinsam Verantwortungen übernehmen, gemeinsam den Hof finanzieren und gestalten gab es sehr selten bei den Partnerländern.
Die Weise wie in Deutschland viele Solawis funktionieren ist für einige ein sehr weit entfernter utopischer Stern am Himmel den sie verzweifelt zu erreichen versuchen. Die meisten der Teilnehmenden werden auch auf den Grundtvig-Workshop in Berlin im September kommen um dort mehr „von den Deutschen zu lernen“. Hierbei sehe ich es als sehr sinnvoll an einen Schwerpunkt in die Erarbeitung von mehrsprachigen Bildungs- und Beratungsmaterialien zu setzen, in denen verschiedene mögliche Organisationsmodelle von Solawis einfach erklärt und grafisch dargestellt werden. Um mit diesen Materialien Projekte in anderen Ländern zu inspirieren und dabei zu unterstützen das auch bei sich umsetzen zu können und längerfristig das Beratungsangebot auch auf andere Länder auszudehnen.
Es war auch sehr interessant die verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Hintergründe zu erfahren die es zb erschweren in den jeweiligen Ländern motivierte Menschen zu finden oder Solawis erfolgreich umzusetzen. Zb ist die Kultur von biologischer Landwirtschaft, Ernährungsbewusstsein oder nachhaltigem Lebensstilen in den meisten Ländern viel weniger ausgeprägt als zb in Deutschland und haben somit oft eine ganz andere Ausgangssituation als bei uns. Dies erschwert es natürlich auch Modelle „von hier“ einfach in andere Länder zu transferieren, sondern muss mit lokalen Akteuren gemeinsam erarbeitet und angepasst werden.
Ein solcher gegenseitiger Erfahrungsaustausch und Beratung könnte eine wichtige Säule für ein zukünftiges europäisches und internationales Netzwerk sein. Am letzten Tag trafen wir nochmal kurz zusammen um uns über die Ergebnisse des Worldcafes des vorigen Tages auszutauschen. Es gab auch eine Feedbackrunde und es wurden Evaluierungsbögen verteilt. Gemeinsam wurden die intensiven aber schönen gemeinsamen Tage am Strand in Pula ausgeklungen, bevor es wieder mit dem Nachtbus in das kalte regnerische Deutschland zurückging.
Eine super bereichernde und inspirierende Erfahrung die ich jede/m nur empfehlen kann und die ich sehr gerne wiederholen will. Vielen Dank an alle die dies ermöglicht haben !
Mailand, Italien, Oktober 2014
Italien war Anfang Oktober das Gastgeberland der 4. Reise im Rahmen des EU-Grundtvig- Programms bei dem das Netzwerk Projektpartner für Deutschland ist. Dabei waren diesmal TeilnehmerInnen aus Polen, Schweden, Ungarn und Tschechien. Für Italien haben Mitglieder von G.A.S. Gruppen ein dreitägiges Programm in und um Mailand organisiert.
G.A.S., Groupo aquisto solidale heißt übersetzt in etwa „solidarische Einkaufsgemeinschaft“. GAS Gruppen beziehen Lebensmittel und andere Produkte des täglichen Bedarfs direkt beim Erzeuger. Oft haben sich langjährige feste Beziehungen zu den Produzenten entwickelt, manche produzieren nur für GAS.Gruppen. Die Preise werden von den Erzeugern vorgegeben und die Gruppen organisieren Sammelbestellungen per online-Listen. Meist hat jedes Mitglied eine Funktion inne, wie z.B. zuständig für die Bestellung und Kommunikation mit einem Produzenten zu sein. Motivation ist der Wunsch biologische und qualitativ hochwertige Produkte zu beziehen. Zum Teil werden auch Erzeuger integriert, die sonst zu klein oder speziell sind um auf dem üblichen Markt bestehen zu können. Die Identifikation mit einer bestimmten GAS-Gruppe ist oft sehr hoch, da sie sich auch zu gemeinsamen Essen und anderen sozialen Aktivitäten treffen.
Diese Art der Zusammenarbeit hat auch zu einem größeren Projekt mit Landwirten, Mühlen und Bäckereien rund um Mailand zur Erhaltung alter Getreidesorten geführt. Das Brot wird an die GAS-Gruppen verkauft.
Die Übersicht bei teilweise über 100 Mitgliedern und unzähligen Erzeugern einer GAS Gruppe zu behalten bedarf einer ziemlich guten Organisation. Um diese zu vereinfachen hat ein Mitglied eine Open-Source Software programmiert. ContaGAS. ContaGas ist ein Administrations-System für Einkaufsgemeinschaften, das dabei hilft Guthaben, Lieferanten und Ausgaben der Mitglieder im Blick zu behalten. Es ist auf https://github.com/barvaz/contagas herunterzuladen. Übersetzungen für andere Sprachen und Weiterentwicklungen sind gerne gesehen. Vielleicht lässt es sich ja auch für deutsche Einkaufsgemeinschaften nutzen.
Nach dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft, wie wir es aus Deutschland kennen, beginnen gerade erst einzelne Projekte in Italien.
Unsere Gastgeber freuen sich auf Ostern.
Am Freitag besuchten wir den Hof Bagaggera der ca. 35km vor Mailand liegt. Neben Ziegen, Schweinen und Hühnern hat der Hof eine eigene Käserei, Hofladen und Bäckerei, in der sozial benachteiligte Jugendliche backen und kochen lernen.
Während der öffentlichen Konferenz am Samstag war besonders eindrücklich der Vortrag über das Projekt SOS Rosarno (www.sosrosarno.org), über das auch schon im Greenpeace Magazin 6.14 berichtet wurde. In Süditalien setzt sich Nico Quaranta für faire Löhne und Arbeitsbedingungen der überwiegend aus Migrant_innen bestehenden Arbeiter ein. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, da in Südeuropa häufig zu Hungerlöhnen auf Plantagen gearbeitet wird. SOS Rosarno ist ein Versuch für eine humanere und ökologischere wirtschaftsweise. Die geernteten Früchte werden an GAS Gruppen im Norden Italiens verkauft. Ein hoffnungsvolles Projekt, das hoffentlich viele Landwirte in der Region inspiriert.
In einer anschließenden Workshop-Phase wurden Themen wie
CSA + Europäische Partnerschaften, CSA + partizipatorische Garantie-Systeme und Produkte aus anderen Ländern, CSA+ lokale Läden, CSA+ Non-Food- Produkte, CSA+ Umweltbildung u.a. in Schulen und CSA+ Tutorenschaft für Bauern diskutiert.
Zum Abschluss der Reise besuchten wir „Cascina Santa Brera“ (www.cascinasantabrera.it). Die Betreiber arbeiten ökologisch und mit Permakulturtechniken. Ökonomisch verbindet der Hof klassische Landwirtschaft mit Mitgliedermodellen und eigener Weiterverarbeitung. So werden erzeugte Lebensmittel wie üblich auf dem Markt oder an GAS Gruppen verkauft. Ein Feld ist zudem zur Selbsternte für Menschen aus der Stadt angelegt, vorbereitet und bewässert. Lebensmittel wie Getreide, die nicht genug Gewinn abwerfen werden im Hof weiterverarbeitet. So gibt es Pizza und Brot im eigenen Biorestaurant vom eigenen Feld. Die Kombination der Weiterverarbeitung und der Angebote ist auf dem ersten Blick, soweit wir alles richtig verstanden haben, unglaublich gut aufeinander abgestimmt. Hier findet sich die Permakultur auch im Geschäftsmodell des Hofes wieder und sorgt für ein stimmiges Gesamtbild.
Nach drei Tagen näherte sich unser Besuch dem Ende. Es war schön dabei gewesen zu sein und eine tolle Erfahrung mit vielen Impulsen. In 2015 werden noch weitere Reisen nach Schweden und Polen stattfinden.
Stephanie Wild und Andreas Bauermeister
Warschau, Polen, März 2015
Workshop vom 19.- 22. März 2015 in Warschau und dessen Umland
von Natalia und Jan
Die Reise nach Polen beginnt mit dem Kennenlernen eines netten polnischen Herren im Eurocity von Berlin nach Warschau. Nach ein wenig small talk darüber was wir und er so mit unseren Leben anstellen, macht er sich für den Katholizismus stark. Auch seine Kinder sagt er seien streng religiös und würden jeden Sonntag in die Kirche gehen auch wenn sie in den urbanen Metropolen von Polen studieren und arbeiten.
Damit deutete sich die erste Schwierigkeit der polnischen CSA-Bewegung an. Nämlich die Tatsache, dass vor allem alternative, progressive und zumeist linke Leute in den Städten die Bewegung tragen und sich mit den Bäuer*Innen auf dem Land vernetzen. Diese sind aber größtenteils, konservativ und zutiefst katholisch. Da wundert es nicht, dass ein Franziskaner-Mönch sich auf einer großen Biobauern-Tagung über Abtreibung und den Zerfall des Familiären (womöglich herbeigeführt durch nicht-heterosexuelle Menschen) empört und Abtreibungsgegner subtil ihre Messages in den Kommunikationskanälen der CSAs versuchen zu verbreiten.
Eine riesige Herausforderung diese Konflikte offen auszutragen, denn wer Stadt-Land-Verbindungen aufbauen möchte, so wurde uns gesagt, käme um „solche Menschen“ nicht herum. Dies ist aber auch eine Mahnung für unsere Bewegung auf dem rechten Auge nicht blind zu sein, sondern klar Stellung zu beziehen.
Letztlich bleibt auch die Erkenntnis, dass man es schon einfacher hat, wenn man mit Ökobäuer*Innen zusammenarbeiten kann die in den 70ern und 80ern aus genau diesen zumeist fortschrittlichen, urbanen Mileus kamen die heute ihre Produkte haben wollen.
Und sonst? Nach dem Ankommen ein köstliches veganes Essen und dann gleich wieder in den Bus und aufs Land, in das Dorf Dobrzyń nad Wisłą. Dort gab es am folgenden Vormittag eine Präsentation aller Teilnehmenden, die aus Polen, Ungarn, Österreich, Tschechien, Kroatien, Italien, Schweden und Deutschland kamen. Viele der Teilnehmenden steckten noch gar nicht konkret in Solidarischen Landwirtschaftsprojekten, nach dem deutschen Modell drin. Und so waren auch hier wieder viele Leute erstaunt und interessiert daran wie weitreichend solidarisch unser Modell in Freudenthal organisiert ist.
Was außerdem hängen blieb war eine spannende italienische Perspektive in der Erläutert wurde, wie Solidarische Landwirtschaft, illegalisierten Geflüchteten in Süditalien, die sonst unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen eine geregelte und besser bezahlte Anstellung ermöglichen.
Morgens waren zwei Kleingruppenphasen vorgesehen in denen wir zum einen Lösungsvorschläge für eine fiktives Problemszenario diskutierten und zum anderen über Knackpunkte und Schwierigkeiten in Projekten Solidarische Landwirtschaft diskutierten. Was hängen blieb war eine spannende Debatte darüber wie auch die Bedürfnisse der Nicht-Gärtner*Innen im Projekt befriedigt werden könnten die sich über die reine Mitgliedschaft für das Projekt engagieren. Fazit war hier das es Ziel wäre ein bedarfsorientierte Entlohnung mit in das Budget einzuplanen um auch Menschen ein Engagement zu ermöglichen, die sonst anderweitig Arbeiten gehen müssten.
In der zweiten Phase Stand die Frage in eine deutsch-österreichischen Minigruppe im Vordergrund, in wie weit CSA die kapitalistische Vergesellschaftung aufheben kann und welche Grenzen es hier gibt. Die Ergebnisse dazu werden bald in einem Artikel auf dem Keimform-Blog (http://keimform.de/author/jhc/) zu finden sein. Am Nachmittag und am Folgetag sprachen wir mit CSA-Gärtner*Innen zum einen auf dem eigenen Betrieb in Dobrzyn (wo wir in der Sonne quatschend für den Betrieb pikierten, Torfballen pressten und Aussaaten vornahmen) und zum anderen auf einer Biolandbau-Tagung. Wie sie schon auf anderen Reisen nach Osteuropa heraus stellte war auch in Polen die für uns ungewöhnlichste Frage wie denn die Konsument*Innen Vertrauen zur Bäuer*In aufbauen können oder überspitzt formuliert: Die Bäuer*In könnte ja auch einfach mit dem Geld stiften gehen. Dies sicherlich ein Hinweis auf die unterschiedlichen historischen Erfahrungen in den jeweiligen Ländern.
Nicht unerwähnt bleiben darf schlussendlich auch die rauschende Party am Samstag Abend. In einer kleinen Bar in einem besetzen Haus feierte eine der größten FoodCoops in Warschau ihren Jahresball, chique und mit leckeren Cocktails; und unsere ausgelassene und gut gelaunte Gruppe sorgt für skurril Tanzeinlage bis spät in die Nacht. Insgesamt also eine sehr motivierende Reise die einmal mehr beweist wie wichtig es für eine „Europa von unten“ ist das wir uns über Sprachgrenzen hinweg solidarisch aufeinander beziehen, voneinander lernen und praktisch unterstützen sollten.
Community Supported Agriculture for Europe
Schon bald nach der Gründung des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft in Deutschland (Mitte 2011) kam die erste konkrete Gelegenheit, mit CSA-Aktiven in anderen europäischen Ländern in den Austausch zu gehen und voneinander zu lernen. Dies lieferte ein von der EU finanziertes und durch die Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) verwaltetes Programm für die allgemeine Erwachsenenbildung namens Grundtvig (http://www.lebenslanges-lernen.eu/grundtvig_5.html). Namensgeber des Programms ist der dänische Theologe und Pädagoge Nikolaj Grundtvig (1783-1872).
Zwischen 2011 – 2013 war das Netzwerk Projektpartner im Grundtvigprojekt „Community Supported Agrictulture for Europe“ (CSA-for-Europe), das von der in Frankreich angesiedelten internationalen Netzwerkorganisation Urgenci initiiert wurde.
- hier findest Du deutschsprachige Erfahrungsberichte mit Fotos und Tonaufnahmen aus dem Projekt CSA for Europe
European Handbook on Community Supported Agriculture - Sharing Experiences
Dieses schön gestaltete Handbuch war ein wichtiges Ergebnis der europäischen Zusammenarbeit im Rahmen des Grundtvigprojektes CSA-for-Europe (2011-2013).
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